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- Weltrekord im Stegreifreden
Hier soll es darum gehen, ob Sie jedes Wort aufschreiben und ablesen möchten, oder ob Sie ganz frei reden. Um es kurz zu machen: Wie frei soll Ihre Rede sein? … So frei, wie möglich!
Denn: Erinnern Sie sich an das letzte internationale Meeting? Redner verschiedenster Herkünfte sprachen zu dem gleichen Thema. Klar, dass dabei die Sprache ein Stolperstein war. Diejenigen, die sich ganz eng an ihr – womöglich noch von einem Assistenten vorbereitetes – Manuskript gehalten haben, kamen weniger beim Publikum an, als diejenigen, die frei parlieren konnten. Ist ja auch klar: Wenn man einfach so miteinander spricht, ist man unbefangener – kann spontaner auf die Zuhörerschaft eingehen. Man ist einfach natürlicher. Vielleicht noch eine Anekdote oder einen Witz einbauen? Man kann agieren und ist nicht an das Pult oder die vorbereiteten Slides gebunden. Kurzum: Je freier Sie reden, desto besser kommen Sie und Ihr Thema an!
Aber Sie haben doch so vieles im Kopf, was gesagt werden muss. Sie haben Angst, das wichtigste zu vergessen. Sind Ihre Formulierungen auch geschliffen genug? Sind die Zusammenhänge klar und logisch? Fragen über Fragen …
Grundsätzlich einige Gedanken dazu vorneweg: Sie wissen doch, über was Sie sprechen sollen. Sie sind deshalb in der Position des Sprechers, weil Sie tiefer im Thema sind, als der Rest. Außerdem haben Sie unzählige schlaflose Nächte verbracht, sich vor zu bereiten und ein zu arbeiten. Was soll jetzt noch schief gehen? Eben: Nichts! En Detail werden Sie Ihre Message eh im vertiefenden One on One Gespräch mitteilen müssen. In Ihrer Rede geht es vielmehr um’s grundsätzliche. Und Hand aufs Herz: Das haben Sie Sie doch drauf! Also los!
Leichter gesagt als getan, das weiß ich! Schauen Sie: Auch diese Videos, die ich für Sie aufnehme sind getextet und ich lese ab. Richtig. Aber ich habe eine Teleprompter und lange geübt, so zu lesen, als wäre es frei gesprochen … Also auch das kann eine Möglichkeit sein. Aber Achtung: Das verlangt nach viel Übung und Erfahrung. Ich weiß, von was ich spreche.
Also machen Sie in Ermangelung eines Prompters nie den Fehler, jede Formulierung zu schleifen, sie wortwörtlich auf zu schreiben und dann genau so vortragen zu wollen. Zu einhundert prozentiger Sicherheit werden Sie sich verhaspeln und so logischerweise an Ihrer Glaubwürdigkeit sägen. Ist nicht auch der Augenkontakt zu den vor Ihnen sitzenden wichtig? Wie wollen Sie diesen aufrecht erhalten, wenn Sie auf Ihr Manuskript starren? Jedes mal, wenn Sie Ihre Augen dann ins Plenum wenden, müssen Ihre Augen nachher wieder die Zeile finden …… und schon sind Sie raus.
Also alles nicht gut. Besser: Machen Sie sich Stichpunkte. Diese sind mit einem Blick erfassbar. Sie sind doch im Thema und kennen Ihre eigenen Formulierungen aus dem FF. Die Reihenfolge dieser Vortragshilfen lässt sich doch auch im Nachhinein immer noch umstellen und so ein logischer Kontext aufbauen.
Ein Beispiel: Die Präsentation der aktuellen Verkaufszahlen sollen kommuniziert werden. Sie sind am Zug. Hier der vorgefertigte Text der fiktiven Assistentin vorgelesen von Ihnen:
“Sehr geehrte Damen und Herren. Ich heiße Sie herzlich Willkommen zur heutigen Präsentation der Verkaufszahlen des dritten Quartals 2020. Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, hat die Coronakrise uns arg zu schaffen gemacht, was sich natürlich auch in unseren Zahlen widerspiegelt. So mussten wir im abgelaufenen Vierteljahr einen Umsatzrückgang von 7 Prozent auf 345 Tausend Euro hinnehmen. Bei gleichbleibendem Kostenlevel durch die geglückte Haltung des Stammpersonals und Abzug aller Betriebskosten erwarten wir also einen Verlust vor Steuern von 23 Tausend Euro. Sie werden verstehen, dass und so weiter und so weiter.”
Gleiche Message in gleicher Reihenfolge, aber in Stichpunkten frei vorgetragen: “Hallo zusammen. Danke, dass Sie da sind. Tja – schweres Quartal, was wir da hinter uns haben. Aber das wissen Sie ja. Das alles hat uns 7 Prozent weniger Umsatz beschert. Will heißen: nur noch 345 Tausend Euro. Aber wir sind froh, dass wir alle von Ihnen mit in die Zukunft nehmen können. Wir haben zwar jetzt ein Minus von 23 Tausend Euro nach Abzug aller Kosten. Aber gemeinsam schaffen wir das!”
Wollen wir uns mal die Stichpunkte dazu anschauen?
“Hallo – Minus 7% – 345 K € – alle gehalten – Jetzt minus 23 K € – wir schaffen das”
Macht Sinn oder?
Also keine Angst vor der freien Rede bei Ihrem Lieblingsthema!
Ein weiterer Punkt, den wir bedenken sollten, ist das Rednerpult. Es ist eine Trutzburg zu Ihrer Zuhörerschaft. Aber auch ein sicherer Anker für Sie als Redner. Abgesehen davon müssen Sie ja Ihre Notizen irgendwo lassen und das Mikro ist auch dort positioniert! Was also tun?
Versuchen Sie auch hier so frei, wie irgend möglich zu sein. Kann man das Mikro auch woanders hinstellen? Brauchen Sie überhaupt eines? Wenn’s irgendwie geht, versuchen Sie ohne zu agieren. Das klappt unnatürlich nur bei einer limitierten Zuhörerzahl. Aber das Mikro auf einem Stativ schränkt den eigenen Radius doch sehr ein. Also entweder ohne oder mit einem Headset respektive einem Lavaliermikro arbeiten. Ihre Unterlagen? Ja welche denn? Wir haben doch gesagt, dass Sie keinen Text, sondern nur Stichpunkte brauchen! Eben! Machen Sie sich also DinA 5 Karten und halten Sie diese in den Händen. Das zügelt auch gleichzeitig Ihre Bewegungen und Sie wissen immer wohin mit Ihren Händen. Auch so ein Thema … Aber dazu habe wir ja das Video zur Körpersprache.
Die Frage des Rednerpultes ist oft eine strategische. In bestimmten Situationen ist dieses durchaus hilfreich und gewollt. Ich zum Beispiel spreche viel auf Trauerfeiern. Da ist es nicht gewollt, dass der Redner umher wandert. Er ist nicht im Vordergrund sondern die verstorbene Person inklusive dem oft raumfüllenden Grabschmuck. Aber in der Regel sollten Sie versuchen, sich auf dem Ihnen zur Verfügung stehenden Platz zu bewegen. Ihren Worten durch Mimik und Gestik Nachdruck zu verleihen. Ihre Zuhörer durch gezielte Bewegungen in Ihren Bann zu ziehen.
Abschließend also folgender Tipp: Machen Sie sich Moderationskarten mit Ihren Stichpunkten zu Ihren Inhalten und tragen Sie diese sich möglichst frei bewegend vor.
Dabei wünschen wir Ihnen viel Erfolg.