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Kürzliche Posts
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- Weltrekord im Stegreifreden4. Mai 2023
- “Icebreaker”20. Februar 2023
- Auf dem Weg zum nächsten Heuballen
Hier soll es darum gehen, wie wir – zu welcher Gelegenheit auch immer – die Zuhörer dazu bewegen, aktiv mit zu wirken. Manchmal benötigen wir als Redner eben besondere Tricks um Aufmerksamkeit zu erlangen – noch schwieriger: Diese zurück zu erobern. Alle im folgenden gezeigten Lösungen sind beispielhaft und sollten nicht 1 zu 1 so umgesetzt werden. Dazu ist Ihre ganz persönliche Situation viel zu individuell und verlangt eben auch nach individuellen Ansätzen. Aber diese Anregung wird Ihnen helfen, einen Weg zu finden, Ihre Rede auf zu lockern.
Nach dem Vortrag soll es eine Fragestunde geben. Der Vortragende fragt nach Abschluss seiner Rede gespannt in die Runde: “Haben Sie noch Fragen?” Und nichts passiert. Oft sogar ganz im Gegenteil: Man sieht in den Körperhaltungen der Betreffenden heilende Erlösung. Endlich geschafft. Was uns wohl auf dem Buffet erwartet? Und danach noch drei weitere Vorträge bis zum geselligen Abend in diesem tollen Restaurant – wie hieß es auch noch mal? Das schreit förmlich nach einer Auflockerung! Dazu mehr später.
Vorher aber noch eine weitere Situation, in der uns Icebreaker weiter helfen. Das Wort an sich ist ein schönes Bild: Der Eisbrecher bricht mit enormer Kraft durch das meterdicke Eis. Das hätten wir von solch einem galanten Schiff gar nicht erwartet. Genau!
Also: Sie sollen eine Rede zu einem kritischen Punkt halten. Die vor Ihnen versammelte Mannschaft erscheint Ihnen wie diese Eisfläche vor dem Eisbrecher. Regungslos sitzt man da und lauert auf das von Ihnen vor zu tragende. Lebhafte Gespräche sind augenblicklich verstummt als Sie den Raum betraten. Nun sind Sie am Zuge. Aber wie das Ruder herum reißen? Wie sollen Sie alle Anwesenden auf Ihre Seite bringen? Wie die Message doch noch platzieren? Ein Icebreaker muss her!
Statt der üblichen Floskeln zur Einleitung und Begrüßung sollten Sie Ihre Zuhörerschaft wie ein Atom-betriebenes, russisches Forschungsschiff mit Volldampf aus der Tiefe all Ihres rhetorischen Könnens förmlich aufbrechen. Am besten bringen Sie Ihr Gegenüber zum Lachen, denn wir wissen: Das entspannt! Also ganz ohne Begrüßung gleich mit der Tür ins Haus und eine Anekdote oder einen Witz zum besten geben.
Zugegeben: Ja, das ist an den Haaren herbei gezogen, lockert die Atmosphäre aber bestimmt auf. Ihre Individualität ist dabei maßgeblich für das gewählte Stilmittel. Die vor Ihnen liegende Situation wird Ihnen bestimmt Lösung anbieten – verlassen Sie sich drauf.
Nach Ihrem Vortrag ist eine Q and A Session angesetzt. Wir alle wissen, dass das nicht immer reibungslos funktioniert – gerade weil die Zuhörer nicht aus ihrer Deckung wollen. Aber das macht nichts, denn Sie sind vorbereitet! Sie haben zwei Möglichkeiten.
Nutzen Sie die Anwesenheit einer Moderatorin oder eines Moderators des Meetings. Weihen Sie sie ein und bitten sie, eine oder zwei von Ihnen selbst vorformulierte Fragen zum Kontext Ihres Vortrages zu stellen. Das wird die Fragerunde anschieben und lockert die Stimmung auf. Achten Sie hierbei darauf, dass die gestellten Fragen nicht zu detailliert und tiefgreifend sind - sich auch nicht aus Ihrem Vortrag schon ergeben haben. Alles das entlarvte das Moderatoren Team als Schauspieler. Einfache - möglichst persönliche Formulierungen wären passender.
Tip 1
Bereiten Sie sich ein oder zwei rhetorische Fragen vor, die Sie selbst an die Runde stellen. Das regt zur Diskussion an und weitere Fragen aus der Zuhörerschaft ergeben sich fast wie von selbst.
Tip 2
Eine andere Möglichkeit, mittels Icebreaker die anfängliche Spannung vor Ihrer Rede auf zu lockern ist, die Sitzordnung durcheinander zu rütteln und ein – verzeihen Sie das Wort – Spiel zu spielen. Es geht hierbei erstens darum, die eingefahrenen Seilschaften innerhalb des Teams auf zu brechen und andererseits darum, die übliche Kennenlern-Runde auf zu lockern. Mein Vorschlag hierzu:
Der Stuhlkreis aus dem Kindergarten. Leiten Sie diesen auch genau so ein. “Zu Beginn machen wir bitte alle einen Kreis - Sie kennen das ja noch aus dem Kindergarten”. Nun gut: Sie haben zwar Lacher und Kommentare geerntet - die Unsicherheit davor, was nun kommen mag ist aber weiterhin groß. Bitten Sie also alle Anwesenden zwei ineinander liegende Kreise zu bilden, so dass nun jeder jeweils mit dem Gesicht zu jeweils einem anderen sitzt. Daraufhin lassen Sie keinesfalls eine gegenseitige Frage stellen, sondern ganz im Gegenteil z.Bsp. eine Charakterisierung des Gegenübers: “Was ich an Dir schätze”. Das wiederholen Sie, bis sich alle einmal “gesehen” haben. Danach kann das Meeting beginnen - Sie können Ihr Thema ganz locker in gelöster Runde unterbringen.
Speed-Dating
Zugegeben: Das funktioniert nur in kleinen bis mittleren Runden und zu bestimmten Themen. Aber denken Sie diese Möglichkeit weiter und adaptieren Sie sie zu Ihren Zwecken. Sie müssen vor hunderten von Menschen – größtenteils völlig unbekannt – sprechen und brauchen eine Auflockerung zu Beginn. Denken Sie an das Speed Dating und stellen Sie sich selbst vor. Was glauben Sie, würden die Anwesenden an Ihnen schätzen, würde man sich persönlich kennen. Nein – nicht Ihre berufliche Qualifikation und Ihr sagenhafter Werdegang! Nein – nicht Ihre herausragenden sportlichen Leistungen von vor x Jahren oder die neue Einrichtung Ihres Ferienhauses in der Toskana! Nein – auch nicht das atemberaubende Ergebnis des letzten Fotoshootings Ihres Lebenspartners.
Decken Sie Ihre Fehler auf! Ein Slide in der Präsentation von Ihnen nach dem letzten Dauerlauf z.Bsp. Verschwitzt, außer Atem unfrisiert. Ein Bild von sich selbst, beim heimischen Fernsehabend mit einer Tüte Chips vor sich – Ihre große Schwäche … Sie stellen sich mit diesen keinesfalls bloß. Sie zeigen damit: Sie sind genauso, wie alle im Raum und gehören zu ihnen. Sie sind aber auch so selbstsicher, dieses zu äußern und sehen sich selbstkritisch. Sie stehen zu ihren Fehlern und haben damit Raum für Ihr ganz persönliches Knowledge-Level geschaffen. Für Ihr Thema über das Sie sprechen wollen, sind Sie hier in der Summe aber der beste. Das steht ab sofort nicht mehr zur Debatte. Der Weg zu Ihrem eigentlichen Thema ist frei – mittels des gewählten Icebreakers!
Sie sehen also: Icebreaker – Auflockerungen – sind ein gutes Mittel, eine festgefahrene Situation wieder ins Lot zu rücken. Ganz wie bei dem Bild des russischen Kraftprotzes. Wichtig bei diesen Dingen: Lernen Sie aus der Situation vor Ort und Ihrem Thema eine gelungene Variante ab zu leiten. Stereotype werden Ihnen nicht helfen. Nach ein paar Reden unter Anwendung von Icebreakern werden Sie Ihre Lieblings-Versionen auserkoren haben.
Ich wünsche dabei viel Erfolg.